Das Hamam
Dampfbäder zum Schwitzen und Reinigen waren in allen Kulturen über die Jahrhunderte hinweg beliebt. Genau wie das römische Caldarium kann auch das orientalische Hammam, in Deutschland meist Hamam geschrieben, auf eine lange Tradition zurückblicken. Als Hamam bezeichnet man ein gefliestes Dampfbad. Der Raum ist meist komplett mit Marmor oder ähnlichen hochwertigen Materialien ausgelegt. In der Mitte befindet sich typischerweise eine kreisrunde Liegefläche, der sogenannte Nabelstein. Rund um die Wände herum stehen Waschbecken, an denen sich die Besucher reinigen und mit Wasser benetzen können.
Hohe Luftfeuchtigkeit und milde Temperaturen im Hamam
Charakteristisch für den Hamam ist die hohe Luftfeuchtigkeit. Während die Besucher einer klassischen Trockensauna nach finnischem Vorbild bei sehr hohen Temperaturen schwitzen, die Luftfeuchtigkeit aber nur gelegentlich durch Aufgüsse angeben, herrscht im Hamam durchgängig eine Luftfeuchtigkeit, die Nebelschwaden durch den Raum ziehen lässt. Dafür sind die Temperaturen geringer als in der herkömmlichen Sauna. Das Schwitzen im Hamam erfüllt nicht nur einen gesundheitlichen Nutzen; das Reinigungsritual soll Körper und Seele säubern. Der Besuch im Hamam ist zudem ein fester Bestandteil der islamischen Kultur. Hier treffen sich, nach Geschlechtern getrennt, Männer und Frauen mindestens einmal in der Woche, tauschen Neuigkeiten aus und pflegen ihre sozialen Beziehungen. Rund zwei bis drei Stunden, manchmal auch weit länger, dauert so ein Besuch im Hamam.
Das Ritual der Körperreinigung
Die Hamam-Kultur hat sich in den islamischen Ländern bereits sehr früh entwickelt. Das türkische Bad ist wahrscheinlich seit rund 800 Jahren bekannt. Der Besuch beginnt traditionellerweise in der Umkleidekabine. Wie auch die traditionelle Sauna betritt man ein Hamam nackt, nur mit einem Handtuch umwickelt. Der Hauptraum wird meist auf etwa 40 bis 50 Grad aufgeheizt, in Hamams für Frauen herrschen oft Temperaturen von nur 38 bis 40 Grad. Aus den Waschbäcken oder Pools an den Wänden schöpfen die Besucher heißes Wasser und gießen sich dieses über den Körper. Warme Luft und warmes Wasser öffnen die Poren und bereiten die Haut auf das anschließende Reinigungsritual vor. Dabei massieren sich die Besucher mit einem Seidenhandschuh, entfernen auf diese Weise alte Hautschichten und machen die Haut weich und geschmeidig. In vielen öffentlichen Hamams übernehmen Bademeister die Massage und ein entspannendes Körperpeeling. Das Peeling kann für Menschen aus dem Westen zunächst schmerzhaft anmuten, die Muskeln werden von den Bademeistern nämlich ordentlich durchgeknetet. Dadurch verbessert sich die Durchblutung, die Haut wird gründlich erneuert und erscheint strahlender. Ein Besuch im Hamam ist also etwas ganz besonderes, noch mehr auf die Reinigung ausgelegt als ein Besuch in der herkömmlichen Sauna. Auch in Deutschland werden mittlerweile viele Hamams angeboten.